WHV Verbandstag 2010

Walther Lonnes mit Denkzettel wiedergewählt

Kontrahenten hüllten sich in Schweigen

Bericht und Fotos: Herbert Bohlscheid


Die Delegierten waren neugierig und wollten mehr wissen. Beim gut besuchten Verbandstag des größten Landesverbandes im DHB drehte sich – kaum dass man in die Tagesordnung eingestiegen war, alles um den Schlingerkurs, den Teile des Präsidiums in den letzten Wochen gefahren waren: Da hatte man zunächst den Vereinen mit den schriftlichen Unterlagen den Antrag zugestellt, mit Tilmann Kleppi ein Mitglied aus den eigenen Reihen abzuwählen, um dann wenige Tage vor der Tagung den „Salto rückwärts“ aufzuführen.

 

                               

 

Für Verbandschef Walther Lonnes gab’s daraufhin einen Denkzettel bei seiner Wiederwahl: Obwohl kein Gegenkandidat angetreten war, wurde „geheime Wahl“ beantragt die dem langjährigen Präsidenten prompt 50 Neinstimmen und einige Enthaltungen einbrachten. „Gegen eine geheime Wahl ist nichts einzuwenden, wohl aber gegen das, was danach kam“, womit er den Antrag des DSC-Vertreters Förster** meinte, der da allen Ernstes die Mitarbeiterin der WHV-Geschäftsstelle, Ute Eidinger, von der Stimmenauszählung ausgeschlossen wissen wollte.

Eine weiterere Anfrage des DSC Preußen Duisburg** auf „Geheime Wahl“ ausgerechnet bei der Bestätigung der Jugendvertreter wurde mit dem Hinweis auf  das Satzungswerk abgelehnt. „Wir können hier nur eine Bestätigung vornehmen und nicht wählen, weil die Jugend des WHV eigenständig ist.“

Warum sollte Tilmann Kleppi als Präsidiumsmitglied für die Schiedsrichterei im Verband abgewählt werden und warum wurde dieser Antrag dann doch nicht gestellt? Um diese Frage drehte sich die Diskussion immer wieder im Kreis und Versammlungsleiter Wilfried Cleven (Uhlenhorst) hatte eine Menge Wortmeldungen abzuarbeiten. Doch so oft auch von den Vereinen („Wir sitzen hier und haben ein Anrecht darauf, über das informiert zu werden, was im Verband passiert“) nachgefragt wurde, schwiegen sich Walther Lonnes auf der einen und Tilmann Kleppi auf der anderen Seite aus und verwiesen darauf, dass man ein weiteres Gespräch vereinbart habe,  um zu einem vernünftigen Miteinander zu finden.

 

                             

 

Offensichtlich gar nicht einverstanden war das Gros der Vereinsvertreter mit der Entscheidung der Schiedsrichter-Obleute, Dr. Christian Deckenbrock (RW Köln) sowohl in seiner Eigenschaft als aktiver Schiedsrichter wie auch als Schiedsrichterausbilder „aufs Abstellgleis zu schieben“. „Man hat mir zu verstehen gegeben, dass diese Maßnahme im Zusammenhang mit einem Urteil des Zuständigen Ausschusses stehe, das ich formuliert habe“, so der „Kaltgestellte“. Anlass war ein Protest von Schwarz-Weiß Köln gegen die Wertung der Herrenbegegnung gegen Uhlenhorst, in dem die Domstädter eine Spielmanipulation eines Schiedsrichters vermutet hatten. Der Verdacht konnte zwar nicht erhärtet werden, gleichwohl blieben Ungereimtheiten und genau das machte der ehrenamtlich tätige Christian Deckenbrock in seinem Urteil deutlich. Was man durchaus mit „Traute“ bezeichnen  könnte, empfand die Schiedsrichterkaste offensichtlich als „Nestbeschmutzung“, zumindest aber als Vertrauensbruch.

 

                            

 

Gewählt wurde natürlich auch und abgesehen vom bereits erwähnten Wahlgang zur Präsidentschaft gab es da dann wieder Einstimmigkeit. So wurden sowohl Ulrike Langer (Vereinsentwicklung / Breitensport) wie auch Christian Deckenbrock (Sportwart) einstimmig und ohne Enthaltung erneut gewählt. Und auch Arno Brinkmann und Peter Krütt (Leverkusen) dürfen im kommenden Jahr wieder die Kasse prüfen.

 

Mit Zustimmung nahmen die Vereinsvertreter zur Kenntnis, dass eine Beitragserhöhung nicht vorgesehen ist und stimmten dem vom Vizepräsident Finanzen, Manfred Rieder, vorgelegten Etat zu.

 

Sang- und klanglos ging ein Antrag auf Satzungsänderung über die Bühne und auch bei der Verabschiedung einer neuen Spielordnung für den Erwachsenenbereich gab es keine nennenswerten  Diskussionen. Hier hatte Sportwart Deckenbrock mustergültige Vorarbeit geleistet. Dem Wunsch des Rheydter SV, die Regelung, dass bei Spielen, die nicht vereinsneutral geleitet werden, künftig wieder jeder Verein einen Schiedsrichter stellen soll, wurde von den Vereinsvertretern stattgegeben. Während der Antrag von RW Köln, die Aufstiegsberechtigung für Damenteams in der Halle zu ändern, abgelehnt wurde, erhielt der zweite Antrag der Kölner, dass der Sportausschuss in besonderen Fällen auch zwei Mannschaften eines Vereins in einer Gruppe spielen lassen kann, die Zustimmung der Mehrheit der Anwesenden.

 

                              

 

Ein Coup gelang Walther Lonnes beim Tagesordnungspunkt Ehrungen, als er den sichtlich erstaunten „Schatzmeister“ Manfred Rieder mit der goldenen WHV-Ehrennadel überraschte.

 

**Durch die Redaktion in Absprache mit H.Bohlscheid geändert (nach Hinweis von Herrn Förster)
 

 

Kommentar:

Bärendienst

Der Schiedsrichterausschuss im WHV hat in der Vergangenheit zweifellos Großes geleistet. Der Weg dorthin war sicher nicht immer leicht und es hat sicher auch enorm viel Kraft und Überzeugungsarbeit gekostet, die Vereine von der Notwenigkeit einer Aufwertung des Schiedsrichterwesens zu überzeugen. Dass diese schließlich mit erheblichen finanziellen Aufwendungen für die West-Hockeyclubs verbunden ist, hat alles nicht gerade einfacher gemacht – immerhin kann so ein Einsatz von neutralen Schiedsrichtern ein ganz schönes Loch in die Vereinskasse reißen, zumal in der Regel eine Gegenposition in Form von Eintrittsgeldern bei den Spielen nicht vorhanden ist.
Gleichwohl war das Gesamtkunstwerk Schiedsrichterausbildung und Schiedsrichteransetzungen im Westen ein Vorzeigeprojekt und auch anfängliche Skeptiker haben sich schließlich überzeugen lassen, dass die Nachfolgen von Michael von Ameln im Westen auf dem richtigen Weg sind. Die Erfolge und der erreichte Stellenwert sind aber offensichtlich einigen Mitgliedern im Schiedsrichterausschuss zu Kopf gestiegen: Wie sonst ist es zu erklären, dass ein guter Schiedsrichter, wie Christian Deckenbrock, der es sogar zum anerkannten Schiedsrichterausbilder gebracht hat, plötzlich „geächtet“ und vom Platz „verbannt“ wird, nur weil er ein für die Schiedsrichterkollegen missliebiges Urteil gefällt hat? Die Stimmung auf dem Verbandstag hat gezeigt, dass die hierfür Verantwortlichen dem Schiedsrichterwesen im WHV ein Bärendienst erwiesen haben und solche Disziplinierungen nicht wünschen.
Der Verantwortliche, Tilmann Kleppi, täte gut daran, schleunigst alle Sanktionen gegen Deckenbrock wieder aufzuheben. Tut er das nicht, wird der Verdacht, dass ausgerechnet Schiedsrichter ein Spiel manipuliert haben und dies dann auch noch durch den Vizepräsidenten Schiedsrichter abgesegnet wird, noch verstärkt. Dann wäre das Vertrauen der Vereine ganz schnell aufgebraucht.


Herbert Bohlscheid

 

Gegendarstellung zum Kommentar über den Verbandstag von Herbert Bohlscheid (SW Köln):

Im o.g. Kommentar steht geschrieben, dass Christian Deckenbrock „plötzlich geächtet und vom Platz gestellt wird, nur weil er ein für die Schiedsrichterkollegen missliebiges Urteil gefällt hat“.

Diese Mutmaßung ist falsch.

Wer den Verbandstag verfolgt hat, wird zugeben müssen, dass ich auf die bereits ebendort gestellte Frage eines Vereinskameraden von Herrn Bohlscheid ausdrücklich mitgeteilt habe, dass Herr Dr. Deckenbrock eben nicht aufgrund dieses Urteils – wie vorgeworfen – vom Spielverkehr ausgeschlossen worden ist. Vielmehr wurde er aus Gründen, die Herrn Dr. Deckenbrock und auch in der außerordentlichen Präsidiumssitzung vom 11.04.2010 dargelegt wurden, einzig und allein für zwei Spiele am 14.03.2010  abgesetzt, die in keiner Weise etwas mit dem Ergebnis des Urteils zu tun haben. Diese Gründe werden auch in dem avisierten Treffen des Präsidiums mit dem Schiedsrichterausschuss zur Sprache kommen. In der Zwischenzeit zwischen dem 14.03.2010 und dem Verbandstag haben mit Ausnahme der bereits weit im Vorfeld angesetzten Relegationsspiele keine Meisterschaftsspiele stattgefunden, zu denen neutrale Schiedsrichter – also auch Herr Dr. Deckenbrock – durch den Schiedsrichterausschuss des Westdeutschen Hockey-Verbandes hätten angesetzt werden können.

Darüber hinaus muss festgehalten werden, dass der Zuständige Ausschuss in dem erwähnten Urteil den Vorwurf der Spielmanipulation als unbegründet zurückgewiesen hat.  Führt man den Vorwurf von Herrn Bohlscheid, der Vizepräsident Schiedsrichter würde Spielmanipulationen absegnen,  zu Ende, hätte der Schiedsrichterausschuss im Falle, der Vorwurf wäre zutreffend, vor dem Hintergrund des Urteils gar keine Motivation, Sanktionen gegen die Entscheidungsträger auszusprechen.


Tilmann Kleppi
Vorsitzender des SRA und
Vizepräsident Schiedsrichter

 

Richtigstellung zur Gegendarstellung von Tilmann Kleppi

Herr Kleppi hat auf meinen Kommentar zum Verbandstag (Bärendienst) eine Gegendarstellung geschrieben.
Zunächst einmal: Ein Kommentar gibt immer die Meinung des Verfassers wieder. War ich vor der Verfassung meines Kommentars zunächst noch auf die unterschiedlichen Behauptungen der Kontrahenten Kleppi und Dr. Deckenbrock angewiesen, um zu meinem im Kommentar widergegebenen Meinungsbild zu kommen, so hat sich die Vermutung, dass Herr Deckenbroch Unrecht geschehen ist, am Montagmorgen als traurige Wahrheit herausgestellt.
Da nämlich rief Herr Kleppi mich an, um mir zunächst mitzuteilen, dass der Schiedsrichterausschuss beschlossen habe, die Sperre von Herrn Deckenbrock aufzuheben, er bat daher, meien Kommentar von der Internetseite zu des WHV zu nehmen.
Die Aussage, dass eine Sperre aufgehoben wird, impliziert, dass vorher eine Sperre bestanden hat. Von daher gehe ich davon aus, dass ich mit meinem Kommentar nicht nur richtig gelegen habe, sondern voll ins Schwarze getroffen habe.
Die (zuvor schon angedrohte) Reaktion von Herrn Kleppi zeigt mir erneut, dass der SA des WHV in keinster Weise kritikfähig ist.


Herbert Bohlscheid

 

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