Bezirksvertreter fordern mehr Rechte
Streit um Durchführungsbestimmungen: Jetzt müssen die Vereine entscheiden
Da braut sich was zusammen im größten Landesverband des DHB: Die Mehrheit der Bezirksjugendwarte im Westdeutschen Hockey-Verband macht Front gegen Manfred Teichelkamp (Vizepräsident Jugend) und den stellvertretenden Jugendsportwart Teun Hermans.
Vordergründig geht es dabei um die neuen Durchführungsbestimmungen für den Jugendspielbetrieb im Westen, doch steht zu vermuten, dass auch aus anderen Gründen die Chemie nicht mehr stimmt, wie ein ausführlicher eMail-Verkehr zwischen den Beteiligten, in dem es um das heikle Thema Strafen geht, zeigt.
“Die Durchführungsbestimmungen wurden doch bereits im letzten Jahr im Mai im WHV-Jugendausschuss nach einer telefonischen Abfrage unter den Mitgliedern verabschiedet”, versteht Teun Hermans die plötzliche Auflehnung gegen das unter seiner Federführung entstandene neue Regelwerk nicht. “Stimmt nicht, diese Bestimmungen sind nie beschlossen worden!”, behauptet zum Beispiel Rheinbezirks-Jugendwart Marc Boden und Hermans kontert: “Marc kann das überhaupt nicht wissen, weil er zu dem Zeitpunkt, als wir das beschlossen haben, ja noch gar nicht im Amt war.” Resultat: Die Vereine haben in den vergangenen Tagen gleich zwei verschiedene Versionen der neuen Durchführungsbestimmungen erhalten, über die sie nun beim “Showdown” am Jugendtag am 16. Februar beim Kahlenberger HTC abstimmen sollen: Während die Bezirksjugendwarte dem “Ausschuss für Spielbetrieb”, in dem die Bezirke vertreten sind, dabei mehr Kompetenzen einräumen wollen, räumt der von Teichelkamp und seinen Mitstreitern vorgelegte Entwurf dem Jugendsport größeren Handlungsspielraum ein.
Es geht auch um Strafgelder
Dass man sich nicht nur “um des Kaisers Bart”, sondern um Substanzielles streitet, wird vor allen Dingen an der Frage deutlich, wer künftig darüber entscheidet, welche Vereine in den beiden höchsten Jugendspielklassen, der Oberliga und der Regionalliga, auflaufen dürfen. Das wollen die Bezirksjugendwarte dem Verantwortungsgefühl der Vereine überlassen, will heißen: Jeder Klub darf seine Mannschaften in der Spielklasse anmelden, die er selbst für dem Leistungsstand angemessen hält. Teun Hermans hält dagegen, dass das mit der richtigen Selbsteinschätzung so eine Sache ist und verweist zu Recht auf das Beispiel eines Rheinbezirkvereins, der in der letzten Feldrunde fast alle seine Teams in der Regionalliga und Oberliga ins Rennen schickte, wo es dann haushohe Niederlagen - oft sogar im zweistelligen Bereich - hagelte. Quasi als Kompromiss bietet er jedoch für den Fall, dass andere Klubs Begehrlichkeiten auf die “Plätze an der Sonne” entwickeln als er festgelegt hat, Qualifikationsspiele an. Aber auch bei den bisher schon immer wieder kontrovers diskutierten Themen Strafgelder und Spielverlegungen gibt es auf beiden Seiten unterschiedliche Auffassungen. Die Bezirksvertreter plädieren für Zurückhaltung und mehr Fingerspitzengefühl, während Teun Hermans darauf verweist, dass er gerade bei Wunsch nach Spielverlegungen großzügig agiert hat.
Schon einmal stand Teun Hermans im vergangenen Jahr in der Kritik. Das war, als er das neue dreigeteilte Ligensystem einführte, das sich dann jedoch so gut bewährte, dass alle seine Kritiker schnell verstummten. Da sieht er es als wenig fair an, dass die Bezirksjugendwarte teilweise ihre “Basisnähe” nutzen, um Klubs für ihre Position zu überreden. Allerdings ist der stellvertretende WHV-Jugendsportwart zuversichtlich: “Ich hoffe, dass die Vereine mit großer Mehrheit den Sinn der neuen Spielordnung einsehen und dass es eine Mehrheit für unsere Version gibt.” Abstimmen können aber in jedem Fall nur die Vereine, die auf dem Verbandsjugendtag selbst vertreten sind - eine Stimmenübertragung ist nicht zulässig.
Ob Hermans, dem auch seine Kritiker einen enormen Fleiß bescheinigen (“Am Wochenende geht mindestens ein Tag für Hockey drauf, aber trotz allem macht es auch viel Spaß”), im Falle einer Niederlage auch Konsequenzen zieht und den ganzen Kram hinschmeißt, darüber hat er noch nicht nachgedacht, “aber in jedem Fall wäre ich dann doch sehr enttäuscht”.
|